Da wurden bei der letzten Bundestagswahl im September 2017 (!) die ehemaligen Volksparteien - sogar für Politiker bemerkbar - massiv abgestraft, aber es bewegt sich: nichts. Dass die FDP von den Toten wieder auferstehen konnte, hat sie nur dem Verdruss über die alte GroKo zu verdanken. Warum sie dann nicht (mit-)regieren wollte, ist mir ein Rätsel aber letztendlich egal. Ob die Grünen noch wissen, wie man Umwelt buchstabiert? Die Linke leider nicht mehr stärkste Oppositionspartei. AfD - das hätte nun wirklich nicht sein müssen. Zur Union fällt mir schon lange nichts Sinnvolles mehr ein, doch die SPD liegt mir - auch wenn sie für mich spätestens seit der Agenda 2010 unwählbar ist - doch irgendwie am Herzen.

Das war mal eine Partei, die Ideen, Visionen hatte, wie unsere Gesellschaft sein sollte. Alles vorbei. Soziale Marktwirtschaft, die noch diesen Namen verdiente, wurde mit der Agenda 2010 unter Brioni-und-Cohiba-Kanzler Schröder einfach weggewischt. Mit dem Ende des politischen Konkurrenzsystems im Osten gab es niemanden mehr, dem man vorgaukeln musste, der Kapitalismus sei humaner. Selbst das Existenzminimum Hartz IV konnte noch sanktioniert werden. Die Würde der abhängig Beschäftigten ging so auf den Fluren der Jobcenter verloren. Für die Betroffenen muss Martin Schulz' Wahlkampf-Geschwätz von sozialer Gerechtigkeit wie Hohn geklungen haben. Da ist Frau Ypsilanti schon mehrere Schritte weiter im Denken.

Wenn denn die SPD vielleicht einmal glaubwürdig die Erkenntnis hätte, dass Hartz IV in dieser Form ein Fehkler war, dann hätte sie auch die Chance für einen Neuanfang. Ein ester Schritt könnte sein, die Sanktionen beim Hartz-IV-Bezug abzuschaffen. Ein Minimum ist nicht sanktionierbar! Wenn die Sozialdemokraten auf diese Weise die Menschenwürde der Arbeitslosen wieder herzustellen versprechen, können sie auch wieder mehr Wählerstimmen erwarten. Solange die SPD aber weiterhin als "Sammelbecken für Proletarier-Demütigung" (Max Uthoff) dem Hetzklischee "Wer hat uns verraten..." Futter gibt, muss sie sich nicht über ihre zunehmende Bedeutungslosigkeit wundern.

Man darf ja noch träumen: von einer linken Mehrheit im Bundestag. Linke, SPD, Grüne(?), warum nicht? Das funktioniert aber nicht mit dem jetzigen SPD-Personal, das nicht einmal im Ansatz dazu bereit ist, die Fehler der Agenda 2010 zu korrigieren. Das funktioniert auch nicht mit kompromisslosen Linken und mit machtgeilen Grünen. Das funktioniert nur, wenn alle wirklich eine gerechtere und humanere Gesellschaft wollen - und es funktioniert nur mit (ja, das gibt es noch) Solidarität.

Leute, reißt euch doch einfach mal zusammen.